Tony Judt

britisch-amerikanischer Historiker, Politikwissenschaftler und Essayist; Direktor des Remarque-Institutes in New York ab 1995; Israel- und USA-Kritiker; Veröffentl. u. a.: "Postwar: A History of Europe Since 1945" (2005; dt. "Europa. Die Geschichte eines Kontinents von 1945 bis zur Gegenwart"), "Past Imperfect: French Intellectuals 1944-1956"

* 2. Januar 1948 London

† 6. August 2010 New York/NY (USA)

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Herkunft

Tony R. (Robert) Judt wurde 1948 als Sohn jüdischstämmiger Einwanderer im damals überwiegend jüdischen Londoner East End geboren. Seine Eltern waren sozialdemokratische, säkuläre Zionisten, die jüdische Kultur vermittelten ihm seine Großeltern. Seine Mutter stammte aus Russland, sein belgischer Vater hatte litauische Rabbis als Vorfahren. J. wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Putney im Süden Londons auf.

Ausbildung

J. besuchte eine hebräische Schule und interessierte sich schon als Jugendlicher für israelische Politik. Er wurde begeisterter Links-Zionist und engagierte sich mit 15 Jahren in einem Kibbuz in der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation "Dror". 1965-1967 war er deren Generalsekretär. Nach dem Sechstagekrieg 1967 unterbrach J. sein Geschichtsstudium in Cambridge und ging nach Israel. Hier arbeitete er als Übersetzer für Freiwillige, die sich zur israelischen Armee meldeten. Seine zionistische und pro-israelische Haltung begann aber danach zu bröckeln, wie J. später bekannte; dies v. a. ...